U20-EM: „Davon werde ich noch viel profitieren“

DA-Echo 25.07.11 (revo)
Leichtathletik: Siebenkämpferin Christina Kiffe sichert sich bei der Junioren-EM Rang fünf und sammelt Erfahrung

© Iris Hensel, Hochsprung 1,81m

Christina Kiffes Einstieg ins internationale Wettkampfgeschehen der Leichtathletik hätte besser kaum laufen können. „Ich bin total glücklich über diese Tage hier“, berichtete sie nach ihrem erfolgreichen Siebenkampf bei den U 20-Europameisterschaften in Tallinn (Estland). Mit 5793 Punkten war die 19 Jahre alte Mehrkämpferin vom ASC Darmstadt Fünfte geworden. Und das in einem Wettkampf, der auf ungeahnt hohem Niveau stattfand.
„Vor zwei Jahren wäre man mit meiner Punktzahl Europameisterin geworden.“ Mit der niederländischen Europameisterin Dafne Schippers, die auf 6153 Punkte kam, der Deutschen Sara Gambetta als Zweiter (6108), Laura Ikauniece aus Litauen (6063) auf Rang drei und der nächsten Deutschen, Tilia Udelhoven (6000), rangierten vier Konkurrentinnen mit 6000 Zählern und mehr vor Kiffe. „Eine solche Punktzahl wäre dieses Jahr noch zu früh für mich“, gestand die Abiturientin anschließend. Dabei war ihr Gesamtergebnis bei den Titelkämpfen bereits ihre dritte persönliche Bestmarke in diesem Jahr. Und das, obwohl die äußeren Bedingungen bei 35 Grad Celsius alles andere als optimal waren.
„Die Disziplinen lagen zeitlich ziemlich weit auseinander, deshalb musste ich mich vor jedem Wettbewerb neu aufwärmen und war von morgens bis abends in der Hitze im Stadion“, schilderte Kiffe die beiden Tage als „sehr anstrengend“. Dazu die ungewohnten Abläufe mit Dopingkontrolle auf Englisch und dem „Call Room“, in dem die Athleten auf ihre Einsätze warten und unter anderem darauf achten müssen, dass keine Werbung auf und in ihren Taschen zu sehen ist. „Ich musste echt ganz genau schauen, wie und was ich packe. Das war alles neu für mich.“
Der Wettkampf begann für die Roßdörferin dennoch gleich mit Hausrekord in einer Einzeldisziplin. So lief sie die 100 Meter Hürden in 13,88 Sekunden schneller als je zuvor in ihrer Laufbahn und belegt damit nebenbei den dritten Rang in der deutschen Jahresbestenliste der Junioren in dieser Disziplin. Im Hochsprung folgte mit 1,81 m eine Leistung, die sie noch nie in einem Siebenkampf erzielte, womit Kiffe sich zu diesem Zeitpunkt auf Rang zwei des Gesamtklassements wiederfand. Diesen Platz hielt sie auch nach der dritten Disziplin, dem Kugelstoßen, das sie mit der zweitbesten Weite ihrer Laufbahn beendete (12,62 m). Auch beim Abschluss des ersten Tages über 200 m erzielte sie mit 24,63 Sekunden ihr zweitbestes Ergebnis überhaupt und lag mit 3505 Punkten nach vier Disziplinen klar über ihrem bisher besten Resultat des ersten Tages und auf dem vierten Gesamtrang.
Der zweite Tag begann für Kiffe mit 5,81 im Weitsprung nicht ganz nach Plan. „Der Wind drehte sehr häufig, da habe ich leider keinen Sprung richtig aufs Brett gebracht.“ Und auch der Speerwurf endete mit 44,10 m leicht unter ihrem Leistungspotenzial. So lag sie vor dem abschließenden 800-m-Lauf auf dem fünften Rang – vor der Britin Katarina Johnson-Thompson, der Tochter des Olympiasiegers und ehemaligen Weltrekordlers Dailey Thompson. Ein besonderer Ansporn für die Südhessin: „Ich wollte unbedingt vor ihr bleiben.“ So steigerte sie sich auf den zwei Stadionrunden schließlich um fast vier Sekunden auf die persönliche Bestmarke von 2:25,50 Minuten und beendete den Wettbewerb sechs Punkte vor ihrer direkten Konkurrentin.
Das gesamtdeutsche Abschneiden mit drei Athletinnen unter den besten fünf war zudem so stark, dass sich die Roßdörferin gemeinsam mit ihren Teamkolleginnen auf die Ehrenrunde begab: „Das war schon ein tolles Gefühl.“ Überhaupt war – bei aller gesunder Konkurrenz – das Mannschaftsgefüge ein gutes. Die drei deutschen Siebenkämpferinnen schliefen in einem Zimmer, und „die beiden anderen haben mir Tipps gegeben, schließlich kannte ich das alles noch nicht“, so Kiffe.
Für den Rest des Jahres stehen nun Anfang August in Jena noch die deutschen Jugendmeisterschaften mit Hürdenlauf und Speerwurf an, und – wenn die Kraft reicht – drei Wochen später die nationalen Titelkämpfe im Mehrkampf. Aber auch ohne weitere Erfolge wäre diese Saison schon ein großer Schritt in der Karriere der A-Jugendlichen. „Ich habe unheimlich viel gelernt hier. Davon werde ich in Zukunft noch viel profitieren“, war sich Kiffe sicher. Und nutzte ihre positive Stimmung zu zwei weiteren – für sie allerdings wettkampffreien – Tagen auf internationalem Parkett im Kreis des deutschen Leichtathletiknachwuchses.

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